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Chico Mello

Kompositon, Musiktheorie und Gitarre

Komponist, Gitarrist, Sänger und Pädagoge in den Bereichen experimentelle und improvisierte Musik, Popularmusik und Musiktheater.

Prägend für meine Arbeit ist sowohl der Einfluss der experimentell offenen lateinamerikanischen Popularmusik Brasiliens (Tropicalia, Bossa Nova, Choro) als auch der Neuen Musik. Wichtige Lehrer und Wegbegleiter waren der nach Brasilien emigrierte, deutsche Komponist Hans-Joachim Koellreutter sowie Coriún Aharonián. Letzterer war einer der Leiter der einflussreichen « Cursos latinoamericanos de música contemporânea » der 1970er und 1980er Jahre. Die persönliche Begegnung mit Dieter Schnebel 1986 in einem dieser Kurse führte zur Entscheidung, den kompositorischen Weg in Berlin fortzusetzen und an der Hochschule für Musik (heute: UdK) Komposition bei Withold Szalonek und Dieter Schnebel zu studieren.

Von Anfang an bestimmten Fragen der kulturellen Identität sowie die Frage des Authentischen und des Konstruierten meine kompositorische Reflexion, - Komposition also als eine Art Selbstethnologie. Der experimentelle, offene Geist im Berlin der 1990er Jahre inspirierte dabei die Entwicklung neuer Formen, insbesondere in den Genres Song und Musik-Theater.

Vermittlung von Theorie und Gehörbildung: einige Gedanken bzw. methodische Ansätze.

  •  Schwerpunkt: durchs Singen Musik innerlich hören lernen. Modales, tonales (Solfeggio mit Stufenzahlen) und atonales (intervallisch) Melodienlesen und -schreiben mit steigenden Schwierigkeitsgrad.
  •  Netz von „Hör“-winkeln erweitern: hören, singen, lesen, schreiben, analysieren, improvisieren von Melodien, Rhythmen, Harmonien, Kontrapunkten aus einer musikgeschichtlichen Perspektiven, von der Renaissance (modale Musik) bis hin zur Musik des 20. und 21. Jahrhunderts (atonale Musik).
  •  Theorie als Werkzeug für bewusstes Hören, oder: Unsere gespeicherten Spuren von Musikerlebnissen durch Theorie neu bzw. anders beleuchten.
  •  Anhand von Analysen einzelnen Werken der Literatur, globale und fokussierende Wahrnehmung befördern. Musikepochen vergleichen.
  •  Das Sprechen über Musik befördern: Begriffe, historischen Zusammenhänge und Kompositorische Prinzipien hörend erleben, erkennen, durchdenken. Musik und Metapher: eigene Beschreibungen des Erlebten erfinden.
  •  Formenlehre: erkennen von satztechnischen Modellen und ihren historischen Umwandlungen. Durch eigene Beschreibugen formbildenden Kräfte bzw. gestaltpsychologische Gesetze erkennen, z.B. Wiederholung, Variation, Kontrast, Verschiedenheit, Gruppierungen, Entwicklung, Reihung.

Kontakt

Telefon 030-686 8652
E-Mail

Chico Mello - Vita

Leben und Ausbildung
in Curitiba, Brasilien geboren. Medizinstudium und Musikstudien (Gitarre) sowie Tonsatz- und Kompositionsunterricht bei José Penalva in Curitiba. Kompositionsstudium in São Paulo bei H.J. Koellreutter (1982-85) und in Berlin bei Dieter Schnebel und Witold Szalonek (1987-92, Universität der Künste). Promotion in Musikwissenschaft bei Eva-Maria Houben (2002-2008, Technischen Universität Dortmund). Wichtige Begegnungen mit lateinamerikanischen und europäischen Komponisten und Interpreten in den Cursos latinoamericanos de música contemporanea (Brasil/Uruguay, 1979, 1980, 1986).

 

Konzerttätigkeit
Als Solist (Gesang, Gitarre, Klavier, Klarinette) widmet er sich vor allem eigenen musikalischen bzw. musiktheatralischen Kompositionen und hatmit verschiedenen internationalen Ensembles zusammengearbeitet. Er wirkte auch als Interpret bei seiner Oper „Pills or Serenades“, uraufgeführt im Rahmen der MärzMusik Festival 2013. Im Duo mit Silvia Ocougne (Gitarre) hat er jahrelang im Bereich experimenteller brasilianischen Popularmusik international gewirkt. In den letzten Jahren entwickelt er Stücke im Bereich „Kammer“-Musiktheater zusammen mit Fernanda Farah (Gesang, Schauspiel). Das Duo hat bereits in Deutschland, Polen, Italien, Norwegen und Brasilien konzertiert, ihr aktuelles Projekt heißt „Parallel Songs“. Im Bereich der experimentellen Popmusik bildet er zusammen mit Nicholas Bussmann (Cello, Elektronik) das Duo „Telebossa“. Auch dieses Duo hat bereits international konzertiert (USA, Polen, Frankreich). 2016 wurde ihr zweites Album „Garagem Aurora“ veröffentlicht. Mit dem Flötisten Erik Drescher spielte Chico Mello traditionelle brasilianische „Choro“-Musik, im Rahmen des Konzertprogramms „Deslize“, für Glissando-Flöte.

 

Lehrtätigkeit / Symposien
Lehrtätigkeit (Theorie, Gitarre) an der Escola de Música e Belas Artes, Curitiba (1982-1986), an der Musikschule Neukölln, Berlin (1990-1994, Gitarre), an der Universität der Künste Berlin (Improvisation, 1991-1992, Komposition und Identität, 2008) und an der Leo Kestenberg Musikschule, Berlin (seit 2015 Theorie und Komposition). Workshops in experimenteller Musik, Popularmusik und Komposition in Brasilien (1995, 1997, 1998, 2001, 2011). Teilnahme als Dozent am Projekt QuerKlang-Experimentelles Komponieren in der Schule, ein Pilotprojekt der Universität der Künste Berlin in Zusammenarbeit mit MaerzMusik, Berliner Festspiele (2004). Teilnahme am Kolloquium zur Vorbereitung von "Grenzenlos", dem ISCM World New Music Festival 2006, am Symposium Impressiones Sonoras – Komposition und kulturelle Identität, Lateinamerika, am Institut für Neue Musik der UdK Berlin, an der HfM Hanns Eisler (2008) sowie an der Ultima Academy, Oslo (2011).

 

Organisatorische Tätigkeit
Leiter des Festival de Música Contemporânea, Curitiba (1986). Konzeption und künstlerische Leitung des 1º Encontro de música nova de Curitiba (1992), des Bereiches Neue Musik der Oficina de Música de Curitiba (1996, 2002, 2003) sowie Leiter des Ensembles ConTempoSonoro, Curitiba, Brasilien (1997). Mitkurator und Interpret des Pro Musica Nova Festivals, Bremen (1992), der Konzertreihe MontagsBrasil-Musik, Berlin (1992), des Internationalen Festivals für Neue Musik Escuta, Rio de Janeiro (1998, 2000), der Kozertreihe Diálogos – Música sem Fronteiras, des Centro Cultural Banco do Brasil, Rio de Janeiro (2002) sowie des MärzMusik Festival für aktuelle Musik, Berlin (2005).

 

Stipendien / Preise
Preis Troféu Chiquinha Gonzaga, Rio de Janeiro (1984). Preisträger des Kompositionsseminars Stille Musik, Boswil, Schweiz (1991). Ehrung für das gesamte Oeuvre durch die Oficina de Música de Curitiba (1995) sowie die Tanzabteilung der Universidade Federal do Paraná (1998). Kompositionsstipendium des Senates für kulturelle Angelegenheiten, Berlin (1990, 1993, 1994, 2000, 2013). Stipendiat der Heinrich-Strobel-Stiftung (1989), der Rio Arte, Rio de Janeiro (1999) und CAPES/DAAD (Promotionsstudium, 2003-2008). Residenzen an der Cité Internationale des Arts, Paris (1993), an der Art Omni International Musician Residency, New York State (2004), Villa Aurora, Los Angeles (2011) sowie Civitella Ranieri, Peruggia, Italien (2013).

 

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